Stresspunktmassage

nach Jack Meagher

Viele Pferde zeigen Bewegungsauffälligkeiten, diffuse Lahmheiten, die sich kein Tierarzt erklären kann, denn Röntgen- und Ultraschallbefunde sind negativ. Bei vielen Behandlungen wird auf die Gelenkmobilisation geschaut und „gerenkt“, was das Zeug hält, meist mit nur kurzem Erfolg, bis das alte Gangbild wieder da ist.

Leider wird dem aktiven Teil des Bewegungsapparates, der immerhin bis zu mehr als 50% der Körpermasse eines Pferdes einnimmt, keine oder unzureichende Beachtung geschenkt. Die Skelettmuskulatur. Sie ist ein hochsensibles Konstrukt, in der vielfältige Stoffwechselprozesse ablaufen und durch entsprechende Bewegung Zellenergie in Bewegungsenergie umgewandelt wird. Die Skelettmuskulatur kann kurzzeitig Höchstleistungen bringen, ermüdet dabei aber schnell, oder bringt für eine gewisse, trainingsabhängige Zeit eine kontinuierliche Leistung.

Zwischen Trainingszeiten müssen Erholungsphasen liegen. Wird innerhalb der Erholungsphasen wieder erneut trainiert, selbst in verminderter Intensität, kann es sogar zu einer Muskelatrophie kommen, statt eines Muskelaufbaus. Dies bedeutet, dass zum Beispiel ein Pferd, dass innerhalb eines Tages zwei mal trainiert wird, sagen wir am Vormittag um 10 Uhr und am Nachmittag um 14 Uhr noch mal an der Longe geht, ein kontraproduktives Training hat, was den Muskelaufbau angeht. Das zweite Training fällt in die Erholungsphase, wo der Muskel sich aufbaut. Denn der Muskel „wächst“ nicht während des Trainings, sondern während der Ruhephasen.

Noch eine mögliche Verletzungsquelle. Ein Pferd, das überwiegend als Weidepferd lebt, mal geritten und für eine kurze Runde ins Gelände geht, kann bei einer Schrittrunde ins Gelände von 2 Stunden Dauer durchaus Muskelverletzungen durch Überlastung davontragen. Es gibt aber ebenso Überdehnungen, Zerrungen, Stauchungen, Trittverletzungen und weitere Muskeleinschränkungen. Zusammengefasst nennt man diese Erkrankungen „bewegungsbedingte Myopathien“.

Die Skelettmuskulatur stabilisiert sowohl das Skelett mit seinen Gelenken und ist aber auch als aktiver Teil für die Bewegung der Gelenke in ihrer physiologischen „Bauart“ zuständig. Sobald ein Muskel durch eine Verletzung, Überbeanspruchung, falsche Belastung etc. in seiner Bewegung eingeschränkt, also kontrahiert wird, tritt ebenfalls eine kompensatorische Überbelastung – tatsächlich Muskelentzündung - der umliegenden oder gegenüberliegenden Strukturen ein. Ein Teufelskreis beginnt. Wir haben dann Muskelverspannungen, Muskelverhärtungen, die durchaus so tiefliegend sein können, dass sie Wirbel der gesamten Wirbelsäule oder auch Gelenke aus ihrer natürlichen Lage ziehen können. Denn verspannte Muskeln sind verkürzte Muskeln. Das bedeutet letztlich, dass ein ständiger Zug auf den betroffenen Sehnen liegt. Der Muskel und die entsprechende Sehne kann überhaupt nicht in die ihnen zugedachte Normalposition zurück. Eine kleine zusätzliche Belastung, wie eine unglückliche Landung nach dem Sprung, ein kurzes Wegknicken an einer Wegkante, Reiten in tieferem Boden oder eine plötzlich geforderte Wendung kann zu schwerwiegenden Verletzungen führen. Nun stelle man sich vor, dass ein Gelenk, dass nicht mehr an seine natürliche Position zurück kann, weil die Muskeln, die es dort halten sollten, einseitig verkürzt sind, durch entsprechende Maßnahmen manipuliert wird und die dazugehörigen Muskeln unbeachtet und unbehandelt bleiben, was das für die Muskelfasern, die Sehnen, die Gesundheit des Pferdes bedeutet. Das Gelenk bleibt im günstigsten Fall nur „störanfällig“.

 

Die Stresspunktmassage setzt an bestimmten Übergängen der Muskelansätze, der sehnigen Befestigungen an Knochenursprüngen und deren Ursprungssehnen an und löst diese Verspannungen. Die Wirbel und Gelenke, die sich dadurch verzogen haben, können wieder in ihre Ursprungslage zurück. Für eine wirkungsvolle Therapie und Behandlung muss immer auch die Hufstellung, die Zähne und auch der Sattel beachtet werden. Durch anschließendes physiotherapeutisches Reittraining, wird das Pferd wieder in die Lage versetzt, sich so zu bewegen, wie es seiner Natur entspricht. Dies ist Teil des Bewegungsplanes, der nach der Behandlung vor Ort abgestimmt und an den Besitzer übergeben wird.

Bei schwerwiegenden Muskelverhärtungen kann es sinnvoll sein, diese vorab mit Horizontaltherapie zu behandeln, um das Gewebe zu mehr Durchblutung und dadurch in eine optimale Behandlungsvoraussetzung zu bringen. So kann u.U. ein Zweit- oder Drittbesuch unnötig werden.

Sollten sich Muskelverkürzungen im Bereich des Rückens finden lassen, so ist der Sattel genauer in Augenschein zu nehmen und eine Satteldruckmessung mittels Impression-Pad gibt sofort darüber Aufschluss, an welchen Stellen der Sattel drückt. Eine terminliche Kombination dieser beiden Behandlungen sind dann sinnvoll.

Größtmöglicher Dank eines Pferdes nach der Behandlung: Entspanntes Gähnen!

Erfahrungsbericht von Helene F.:

Erfahrungsbericht Stresspunktmassage bei meinem Pferd LEON

LEON ist 18 Jahre alt, ein Kopper, seit ich ihn habe. Er wird freizeitmäßig geritten. LEON hat immer wieder Probleme im Bereich des Kreuzdarmbeingelenks. Hier wurde er mehrfach durch eine Osteopathin behandelt, die Probleme tauchten aber immer wieder auf, so dass ich mich eigentlich schon zur Fahrt in die Klinik für einen kompletten Röntgencheck entscheiden wollte.

Am Behandlungstag vor der Behandlung war LEON verspannt, schief und unruhig. Bei der Behandlung, die am Kopf begann, hat er sich sofort gewehrt, riss den Kopf hoch, drehte sich dagegen.

Er ließ sich in den letzten Monaten nicht so gern am Kopf anfassen oder behandeln. Nahm er früher die Trense gerne an und den Kopf sofort runter, so wich er in letzter Zeit häufig nach oben aus und biss die Zähne zusammen.

Während der Behandlung ließ er plötzlich nach, ließ den Kopf hängen und die Augen gingen zu. Eine weitere Reaktion zeigte er am Schulterblatt, wo er rückwärts oder im Kreis lief, doch auch da zeigte sich schnell eine Entspannung. Er stand ruhig und entspannt, genoss scheinbar diesen Punkt. Ab da war er eigentlich sehr relaxt, gähnte oft und die Augen schlossen sich immer mehr. An der Hinterhand, um den Beckenbereich wurde er noch mal nörgelig, wich zur Seite aus, drückte den Rücken auch an einem Punkt deutlich weg und hob sogar das Bein, doch auch das legte sich bald. Er ließ den Schlauch hängen und wirkte tiefenentspannt.

Beim Reiten direkt nach der Behandlung fiel mir folgendes auf, was eindeutig anders und besser war, als sonst.

  • Satteln und Trensen ohne Abwehrbewegung
  • vorwärts abwärts strecken, anstelle von aufrollen,
  • verbesserte Hinterbeintätigkeit, anstelle vorherigem "Zehe durch den Sand ziehen"
  • Rechtsgalopp ohne Umspringen
  • statt steif und gerade durch Wendungen zu gehen, deutlich bessere Biegung und Beweglichkeit in Hals und Körper

Nach der Behandlung:

Die entspannte Haltung beim Putzen und Satteln war am nächsten Tag immer noch vorhanden und hält auch die letzten Wochen an. Das Koppen ist merklich weniger geworden, das ganze Pferd ist entspannter und viel aufmerksamer. Die Schiefe in der Kruppe ist so extrem noch nicht wieder aufgetaucht. Das Durchspringen im Rechtsgalopp hält nach wie vor an.

Das an die Behandlung anschließende Reittraining und der Trainingsplan hat mir sehr geholfen, auf bestimmte Dinge zu achten und auch nach Wochen geht es mit Leons Entwicklung ständig noch bergauf.

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